Die Gehörschützer

Kriterien zur Auswahl eines persönlichen Gehörschutzes

„Da es eine Vielzahl verschiedener Bauarten von Gehörschützern gibt, die vielen Lärmbereichen entsprechen, ist es wichtig, den am besten geeigneten Gehörschützer auszuwählen. Alle Funktionen des Gehörschützers müssen bei der Auswahl in Erwägung gezogen werden. Bei der Auswahl von Gehörschützen sollten die unten aufgeführten und in den folgenden Abschnitten dargestellten Punkte beachtet werden.

  1. CE-Kennzeichnung;

  2. Anforderung hinsichtlich der Schalldämmung;

  3. Tragekomfort;

  4. Arbeitsumgebung und körperliche Beanspruchung;

  5. medizinische Auffälligkeiten;

Das Vorgehen bei der Auswahl sollte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, um eine effektive Schalldämmung zu erhalten.”

Auszug aus der Norm EN 458, Absatz 5.1

CE-Kennzeichnung

Um die CE-Kennzeichnung zu erhalten, muss der Gehörschutz einigen Anforderungen, die in der Norm EN 352 beschrieben werden, entsprechen.

Die CE-Kennzeichnung wird nur nach einer durchgeführten „EG-Baumusterprüfung“, die überprüft, ob der Gehörschutz den Anforderungen der Norm En 352 gerecht wird, vergeben. Die Tests und Kontrollen werden von einem zertifizierten Institut durchgeführt.

Die Dämmwerte der Gehörschützer werden nach Messungen durch das zertifizierte Institut anhand von16 Testpersonen ermittelt. Der Durchschnittswert der 16 Testpersonen (bei dem die Standardabweichung abgezogen wird, um den APV zu erhalten), gibt die Dämmung des Gehörschutzes an. 

Der Hersteller verpflichtet sich ab dem Zeitpunkt, ausschließlich Produkte auf den Markt zu bringen, die mit dem zertifizierten Modell identisch sind.

Es ist jedoch wichtig zu überprüfen, ob der Hersteller an den man sich wendet, eine EG-Baumusterprüfbescheinigung auf seinen Namen vorweisen kann.

Anforderung hinsichtlich der Schalldämmung

In Bezug auf die Schalldämmung ist die Meinung verbreitet, dass ein Gehörschutz dessen Schalldämmung stark ist, der Gehörschutz ist, der am wirksamsten ist.

Wenn ein Mitarbeiter einem starken Lärmpegel ausgesetzt ist, ist es unausweichlich, ihn ausreichend zu dämmen, aber ein Beschäftigter, der einem geringen Lärmpegel ausgesetzt ist, wie zum Beispiel 85 dB(A), benötigt eine Dämmung von ca. 10 dB. Sollte er mit einem Gehörschutz ausgestattet sein, der 30 dB dämmt, so ist dies ein Fehler, da dieser Mitarbeiter von seinem Umfeld isoliert wird und die Gehörschützer somit nicht tragen wird, da er sie ständig aus den Ohren nehmen muss, um ein Signal zu hören oder die Sprache zu verstehen.

Ziel ist es, den wahrgenommenen Lärmpegel des Mitarbeiters auf unter 80 dB(A) zu senken. Dabei erscheint die wahrgenommene Hörschwelle von 77 dB(A) ein guter Kompromiss zu sein, wenn man den Empfehlungen der Norm En 458 folgt.

Maximal zulässiger Expositionswert

Die unterschiedlichen Gehörschützer auf dem Markt

Die zur Verfügung stehenden Modelle auf dem Markt sind zahlreich. Um sich einen Überblick zu verschaffen, werden im Folgenden die Gehörschützer in vier Gruppen eingeteilt:

Der Kapselgehörschutz

Der KapselgehörschutzDer Kapselgehörschutz kann allein oder aber an einem Helm montiert getragen werden. Er wird „um das Ohr herum“ positioniert und ist mit einem Bügel, der über den Kopf getragen wird, verbunden. Der Kapselgehörschutz gehört zu den wiederverwendbaren Gehörschützern. Allerdings sollten die Dichtungskissen mindestens jedes Jahr gewechselt werden, um eine gute Dichtigkeit zu gewährleisten.

Der Bügelgehörschutz

Der BügelgehörschutzDer Bügelgehörschutz besteht aus Stöpseln in Verbindung mit einem Bügel aus Kunststoff. Die Stöpsel werden entweder auf oder in den Gehörgang eingesetzt.

 

 

Die sogenannten „Standardstöpsel”

Die vorgeformten StöpselDie vorgeformten Stöpsel aus Silikon, Kunststoff etc. können ohne zusammendrücken in den Gehörgang eingesetzt werden.

 

 

Die zu formenden StöpselDie zu formenden Stöpsel sind häufig aus Schaumstoff oder Wachs und müssen vom Benutzer vor dem Einsetzen in Form gedrückt werden. Dieser Gehörschutz ist in der Regel für den einmaligen Gebrauch gedacht.

 

Die Gehörschutz-Otoplastik

Die Gehörschutz-OtoplastikDieser Gehörschutz wird anhand des Ohrabdrucks des Benutzers angefertigt. Dieser Gehörschutz wird entweder aus Silikon oder aus Acryl hergestellt. Neuartige Technologien ermöglichen es heutzutage, die Herstellung komplett digital durchzuführen und somit eine Genauigkeit von 100µ zu erreichen. Ein passiver akustischer Filter ermöglicht es, die für den Benutzer passende Dämmung auszuwählen und somit seinen Bedürfnissen anzupassen

Die aktiven Systeme

In der vorliegenden Studie geht es um die „passiven” Systeme, d.h. sie haben keine integrierte Elektronik. Ihre einzige Funktion ist es, den Schall zu „blockieren“ bevor er in den Gehörgang gelangt.

Die aktiven Systeme sollen hier nur kurz beschrieben werden.

Bisher gibt es 3 Arten von Gehörschutzsystemen, die „aktiv” sind:

  1. Der nicht lineare Filter wird in Gehörschützer eingesetzt, die sehr starkem Impulslärm ausgesetzt sind und somit für Jäger, Soldaten etc. geeignet sind. Dieser Filter, in dem keine Elektronik installiert ist, hat die Besonderheit, den Schallpegel nicht durchzulassen, sobald dieser zu stark wird. Er lässt den schwachen bzw. mittelstarken Lärm komplett durch. Dies ist ideal für Jäger oder für militärische Bereiche, in denen es notwendig ist, sein Umfeld perfekt wahrzunehmen. Der Nachteil ist, dass der Lärm erst ab einem Schallpegel von 110 dB gedämmt wird. Ab da an, werden 15 dB gedämmt. Bei einem Schallpegel von 150 dB liegt die Dämmung bei 24 dB. Dies ist zu gering für einen Beschäftigten, der Lärm am Arbeitsplatz ausgesetzt ist.

  2. Die pegelabhängigen Systeme, nehmen den Lärm mithilfe eines Mikrofons auf. Dieses analysiert den Schallpegel und gibt den Schall zu einem niedrigeren Schallpegel durch einen Verstärker wieder ab. Der Hauptnachteil dieser Systeme ist, dass der Umgebungslärm elektronisch verarbeitet wird, bevor er an das Ohr des Beschäftigten weitergeleitet wird. Dies kann für manche Mitarbeiter störend sein, da es eine künstliche Wiedergabe der Umgebung ist, an die man sich gewöhnen muss.

  3. Die Systeme mit aktiver Geräuschkompensation: In diesem Fall wird der Lärm nicht, wie im vorherigen Fall durch ein Mikrofon aufgenommen und elektronisch wiedergegeben, sondern der Lärm wird aufgenommen und ein gegenphasiger Schall wird ausgelöst, der den wahrgenommenen Lärm des Kapselgehörschutzes somit neutralisiert. Diese Technologien ermöglichen eine relativ hohe Dämmung, vor allem im tieffrequenten Bereich, der am Schwierigsten zu dämmen ist.

Die Dämmungsbereiche

In folgender Abbildung werden die Mindest- und Maximaldämmungen für jede Gehörschutzkategorie dargestellt. Die Dämmung wird in SNR ausgedrückt.

Theoretische Dämmungsbereiche (Labormessungen) der unterschiedlichen persönlichen Gehörschützer.

Theoretische Dämmungsbereiche (Labormessungen) der unterschiedlichen persönlichen Gehörschützer.

Dämmung und Lärmpegel

Im Folgenden werden die Dämmungsbereiche der persönlichen Gehörschützer bei einem gegebenen Lärmpegel anhand von fünf Simulationen bei unterschiedlichen Lärmpegeln überprüft. Das Ziel ist es, einen wahrgenommenen Lärmpegel am Ohr des Mitarbeiters von 77 dB(A) zu erhalten.

Simulation eines Larmpegels von 90dB

Simulation eines Lärmpegels von 90 dB(A) während eines Zeitraums von 8 Stunden

Es kann festgestellt werden, dass bei einem Lärmpegel von 90 dB(A) alle persönlichen Gehörschützer die Aufgabe eines Gehörschutzes erfüllen. Allerdings überschreitet der am wenigsten dämmende Stöpsel leicht den annehmbaren Bereich und ruft eine leichte Überprotektion hervor.

Simulation eines Larmpegels von 85dB

Simulation eines Lärmpegels von 85 dB(A) während eines Zeitraums von 8 Stunden

Sobald der Lärmpegel geringer wird, so sind drei Viertel der Gehörschützer (in dem immer von dem schwächsten Gehörschutz aus einer Kategorie ausgegangen wird) zu stark in ihrer Dämmung und rufen somit einen zu starken Schutz hervor. Nur die Gehörschutz-Otoplastik bleibt im annehmbaren Bereich.

Simulation eines Larmpegels von 100dB

Simulation eines Lärmpegels von 100 dB(A) während eines Zeitraums von 8 Stunden

Bei einem starken Lärmpegel von 100 dB(A) verfügen alle Gehörschutzkategorien über Modelle, die den Anforderungen sehr gut entsprechen. Nach Messungen der SUVA [13], liegen in etwa nur 1,2% der Berufe über einem Lärmpegel von 95 dB(A) während eines 8-stündigen Arbeitstages.

Simulation eines Larmpegels von 110dB

Simulation eines Lärmpegels von 110 dB(A) während eines Zeitraums von 8 Stunden

Bei 110 dB(A), einem sehr hohen Lärmpegel, erfüllt die Mehrzahl der Gehörschützer die Anforderungen. Der Bügelgehörschutz jedoch ermöglicht keine ausreichende Dämmung, da dieser in der Theorie einen wahrgenommenen Lärmpegel von 84 dB durchlässt. Diese Art von Gehörschutz wird nur gelegentlich eingesetzt und reicht durchaus für einen Beschäftigten, der nicht die ganze Arbeitszeit über diesem Lärmpegel ausgesetzt ist.

Der Doppelschutz

Sollte der Gehörschutz an seine Grenzen kommen, so ist es möglich einige Dezibel zusätzlich zu gewinnen, indem der Mitarbeiter mit einem Doppelschutz ausgerüstet ist. Dieser besteht aus einem Gehörschutz, der im Ohr getragen wird (Standard oder angepasster Gehörschutz) und einem Kapselgehörschutz.

Wie stark ist die Dämmung bei einem Doppelschutz?

Folgende Rechenformel gibt Aufschluss über die Dämmung:

33 x log ((0,4 x Dämmung des Gehörschutzes im Gehörgang) + (0,1 x Dämmung des Kapselgehörschutzes))
(Studie A. Damongeot et al.)

Beispiel:

Die Gehörschutz-Otoplastik + Der Kapselgehörschutz = 32dB + 35dB = 40dB

Die zu formenden Stöpsel + Der Kapselgehörschutz = 35dB + 35dB = 41dB

Theoretische und tatsächliche Dämmung

Bisher wurde in vorliegender Studie gesehen, welche Dämmungen von der Norm DIN EN 458 gefordert werden, um einem Beschäftigten einen adäquaten Schutz ohne Überprotektion zu bieten und wie sich die unterschiedlichen Gehörschutzgruppen gegenüber den Empfehlungen positionieren.

Nun soll darauf eingegangen werden, dass die Dämmwerte, die vom Hersteller angegeben werden, oftmals höher sind als in der Realität.

„Die tatsächlichen akustischen Dämmwerte, wie sie in Situ geschätzt werden, sind immer geringer als die akustischen Dämmwerte, die während der durchgeführten Labormessungen ermittelt werden, egal um welchen Gehörschutztyp es sich handelt.” (Kusy, 2008)

In Abbildung 13 werden die Durchschnittsabweichungen, die anhand der oben genanten Studie ermittelt wurden, dargestellt. Bei der Studie handelt es sich um eine Sammlung von 6 europäischen und 21 amerikanischen Studien.

Durchschnittsabweichung der angegebenen Dämmwerte und den tatsächlichen in Situ Messungen (in Dezibel).

Durchschnittsabweichung der angegebenen Dämmwerte und den tatsächlichen in Situ Messungen (in Dezibel).

Die Abweichungen gehen von 5 bis 22 Dezibel zwischen den Labormessungen der Zertifizierungsstellen und der tatsächlichen Dämmung, die in Situ gemessen wurden.

Warum gibt es diese Abweichungen?

Es gibt zahlreiche Gründe:

  1. Mitarbeiter wurden nicht über das richtige Einsetzen der Gehörschützer geschult, befolgen nicht die Anweisungen, der Stöpsel wird beispielsweise nicht ausreichend in den Gehörgang eingesetzt

  2. Bewegungen des Mitarbeiters verursachen eine Verschiebung des Gehörschutzes, während der Labormessungen dürfen die Testpersonen sich nicht bewegen

  3. Eine ovale Form des Gehörgangs ermöglicht kein Einsetzen von Standardstöpseln in zylindrischer Form

  4. Die Zusammensetzung der Frequenzen und die Lärmexposition in Situ könnte ein Grund sein, warum es diese Abweichungen gibt

  5. Arbeitsbedingungen, wie Hitze, führen unter den Dichtungskissen des Kapselgehörschutzes zu Schwitzen und verringern somit die Dichtigkeit

  6. Brillen, Bart, lange Haare etc. führen zu Leckagen bei Kapselgehörschutz, andere persönliche Schutzausrüstungen, die kombiniert werden, haben den gleichen Effekt.

  7. Starke Behaarung im Gehörgang kann keine perfekte Dichtigkeit gewährleisten

  8. Bei Kapselgehörschutz kann es vorkommen, dass aufgrund der Morphologie des Trägers (großer Kiefer, vorspringende Knochen, schmaler Kopf etc.) keine perfekte Dichtigkeit zwischen den Dichtungskissen und des Kopfes bestehen kann.

  9. Alterung der Gehörschützer, betrifft vor allem den Kapselgehörschutz  (Studie des BGIA): die Abweichung zwischen einem neuen und einem 2 bis 3 Jahre alten Kapselgehörschutz kann bis zu 8 dB betragen (die Labormessungen werden anhand von neuen Gehörschützern durchgeführt)

  10. Tragekomfort, Notwendigkeit zu kommunizieren, Design des Gehörschutzes sind ebenfalls Faktoren, die die Wirksamkeit verändern können.

Abschlagsempfehlungen auf Dämmwerte des Gehörschutzes sind folgende:

Empfehlungen: Wert, der vom angegebenen Dämmwert vom Hersteller abzuziehen gilt

Empfehlungen vom

INRS - Frankreich

IFA - Deutschland

NIOSH - USA

Parameter

Gehörschutztyp

Mit Schulung

Ohne Schulung

Mit Wirksamkeitstest

Ohne Wirksamkeitstest

 

Kapselgehörschutz

- 5 dB

- 12 dB

 

- 5 dB

ND

Bügelgehörschutz

- 5 dB

- 10 dB

 

- 5 dB

- 25 %

Zu formende Stöpsel

- 5 dB

- 15 dB

 

- 9 dB

- 50 %

Vorgeformte Stöpsel

- 5 dB

- 15 dB

 

- 5 dB

ND*

Gehörschutz-Otoplastik

- 5 dB

- 10 dB

- 3 dB

**

ND*

Empfehlungen: Wert, der vom angegebenen Dämmwert vom Hersteller abzuziehen gilt

Empfehlungen vom

INRS - Frankreich

Parameter

Gehörschutztyp

Mit Schulung

Ohne Schulung

Kapselgehörschutz

- 5 dB

- 12 dB

Bügelgehörschutz

- 5 dB

- 10 dB

Zu formende Stöpsel

- 5 dB

- 15 dB

Vorgeformte Stöpsel

- 5 dB

- 15 dB

Gehörschutz-Otoplastik

- 5 dB

- 10 dB


Empfehlungen: Wert, der vom angegebenen Dämmwert vom Hersteller abzuziehen gilt

Empfehlungen vom

IFA - Deutschland

Parameter

Gehörschutztyp

Mit Wirksamkeitstest

Ohne Wirksamkeitstest

Kapselgehörschutz

 

- 5 dB

Bügelgehörschutz

 

- 5 dB

Zu formende Stöpsel

 

- 9 dB

Vorgeformte Stöpsel

 

- 5 dB

Gehörschutz-Otoplastik

- 3 dB

**


Empfehlungen: Wert, der vom angegebenen Dämmwert vom Hersteller abzuziehen gilt

Empfehlungen vom

NIOSH - USA

Gehörschutztyp

 

Kapselgehörschutz

ND

Bügelgehörschutz

- 25 %

Zu formende Stöpsel

- 50 %

Vorgeformte Stöpsel

ND*

Gehörschutz-Otoplastik

ND*

*ND: Nicht dokumentiert
** Gemäß der „Technische Regel Lärm und Vibration (TRLV Lärm)“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) darf keine Gehörschutz-Otoplastik ohne Funktionsprüfung getragen werden.

Aufgrund dieser Abweichungen, die für manche Gehörschützer sehr hoch ausfallen können, empfehlen die Institute für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (INRS für Frankreich, IFA für Deutschland, NIOSH für die USA) einen bestimmten Wert oder Prozentsatz vom angegebenen Dämmwert abzuziehen.

In Frankreich empfiehlt das INRS die Standardabweichung zu verdoppeln, die vom Durchschnitt abgezogen wird (siehe Darstellung Berechnung des APV). Um die oben stehende Tabelle besser lesen zu können, wird die Verdoppelung der Standardabweichung in einen Abschlag von 5 dB festgelegt. Anschließend können die genauen Ergebnisse der Verdoppelung der Standardabweichung mithilfe der jeweiligen Daten des Gehörschutzes, die näher betrachtet werden sollen, überprüft werden.

Die empfohlenen Abschläge (s.o.) sichern eine Dämmung, die zuverlässiger und sicherer ist, als die angegebenen Daten, die von den zertifizierten Instituten ermittelt werden. Allerdings werden die Abschläge auf den Durchschnittswert angewendet und wie es in Deutschland mehr und mehr empfohlen wird, so kann nur ein Wirksamkeitstest des Gehörschutzes anhand eines bestimmten Messsystems die Gewissheit bringen, dass ein Mitarbeiter wirklich vor Lärm ausreichend geschützt ist.

Tabelle mit Dämmwerten verstehen

Frequenzen in Hz

63

125

250

500

1000

2000

4000

8000

Durchschnitts-dämmwert (dB)

21,5

25,2

23,9

26,1

27,8

26,2

23,5

32,8

Standardabweichung (dB)

3,2

5,8

4,3

3,6

4

4,2

3,4

6,6

APV (dB)

18,3

19,4

19,6

22,5

23,8

22

20,1

26,2

Frequenzen in Hz

Durchschnitts-dämmwert (dB)

Standardabweichung (dB)

APV (dB)

63

21,5

3,2

18,3

125

25,2

5,8

19,4

250

23,9

4,3

19,6

500

26,1

3,6

22,5

1000

27,8

4

23,8

2000

26,2

4,2

22

4000

23,5

3,4

20,1

8000

32,8

6,6

26,2

 

H (dB)

22

M (dB)

22

L (dB)

21

SNR (dB)

24

Beispiel einer möglichen Darstellung von Dämmwerten eines Gehörschutzes

  1. In der ersten Zeile der Tabelle 5 sind die 8 Frequenzen eingetragen, bei denen die Messungen durchgeführt wurden.
    In der zweiten Zeile sind die Durchschnittsdämmwerte, die für jede Frequenz gemessen wurden, angegeben. Diese Messung wird durch eine Zertifizierungsstelle anhand von 16 Testpersonen durchgeführt.

  2. Die dritte Zeile gibt die Standardabweichung wieder, die anhand der Messungen der Testpersonen ermittelt wurde.

  3. Der APV auf der 4. Zeile ist das Ergebnis des Durchschnittsdämmwerts abzüglich der Standardabweichung und ist der zu berücksichtigende Wert. Wenn das INRS (in Frankreich) empfiehlt, die Standardabweichung doppelt abzuziehen, so würde dies bei 1000 Hz beispielsweise (27,8 dB – (2x4)) = 19,8 dB Dämmung ergeben, statt 23,8 dB.

  4. In der letzten Zeile werden die Durchschnittswerte wie HML und SNR angegeben (s. Kapitel 1.6.2 und 1.6.3).

Der SNR

Der SNR (Single Number Rating) ist ein Gesamtwert der Dämmung und ist somit ein Durchschnittswert aller gemessenen Frequenzen.

HML-Wert

Die HML-Werte sind ähnlich wie der SNR-Wert, repräsentieren jedoch den Durchschnittsdämmwert der hohen, mittleren und tiefen Frequenzen (High, Medium, Low).

H: Durchschnittsdämmwert im hochfrequenten Bereich (>2kHz)
M: Durchschnittsdämmwert im mittelfrequenten Bereich (0,5 à 2kHz)
L: Durchschnittsdämmwert im tieffrequenten Bereich (<0,5kHz)

Tragekomfort

Zu formende Stöpsel

Die zu formenden StöpselDie größten Unterschiede zwischen den angegebenen Dämmwerten und denen in der Praxis sind, wie bereits festgestellt, bei den zu formenden Gehörschutzstöpseln festzustellen.

  • sie passen sich nicht jedem Gehörgang an
  • für das richtige Einsetzen benötigt der Benutzer mindestens eine kurze Schulung
  • die Anpassung ist allgemein besser als die bereits vorgeformten Stöpsel oder Bügelgehörschützer
  • die Stöpsel können aufgrund direkten Kontakts mit den Fingern verschmutzt werden. Aus diesem Grund erfordert das Einsetzen saubere Finger und eine regelmäßige Erneuerung der Stöpsel, damit sich keine Schmutzpartikel in dem Gehörgang festsetzen können.

Vorgeformte Stöpsel

Die vorgeformten Stöpsel

Bei den vorgeformten Stöpseln liegen ebenfalls große Unterschiede zwischen den Werten vor.

  • schneller einzusetzen als die zu formenden Stöpsel
  • der Teil, der in den Gehörgang eingesetzt wird, muss nicht mit den Fingern bearbeitet werden (verringert die Infektionsgefahr)
  • erfordert eine regelmäßige und sorgsame Reinigung
  • es ist notwendig, ein Modell zu finden, das der Beschaffenheit des Ohres entspricht, dabei können der Tragekomfort und die Wirksamkeit des Produktes darunter leiden

Bügelgehörschutz

Der Bügelgehörschutz

Begrenzte Wirksamkeit, die Stöpsel „legen“ sich nur auf den Eingang des Gehörganges

  • für sporadisches Tragen geeignet
  • der Teil, der in den Gehörgang geht, muss nicht mit den Fingern bearbeitet werden (verringert die Infektionsgefahr)
  • erfordert eine regelmäßige und sorgsame Reinigung

Kapselgehörschutz

Der KapselgehörschutzDer Kapselgehörschutz kann ohne Probleme richtig aufgesetzt werden, wenn er richtig eingestellt und neuwertig ist. Gute Wirksamkeit im Bereich der Dämmung. 

  • für sporadisches Tragen geeignet
  • gute Lösung für entzündete Gehörgänge oder auch für Gehörgänge/Ohren, bei denen ein chirurgischer Eingriff vorgenommen wurde.
  • die Ohrmuschel muss komplett vom Kapselgehörschutz bedeckt sein, dabei muss das Tragen von Brillen, Bärten oder langen Haaren beachtet werden.
  • das Schwitzen kann für den Benutzer unangenehm werden, dies kann zu einem sporadischen Tragen der Gehörschützer führen
  • kann einen unangenehmen Druck auf den Kopf ausüben

Gehörschutz-Otoplastik

Die Gehörschutz-OtoplastikDie Gehörschutz-Otoplastik ist dem Ohr des Benutzers angepasst, was den Vorteil hat, dass er sehr angenehm zu tragen und einfach einzusetzen ist.

  • ein falsches Einsetzen wird schnell vom Benutzer durch ein Unwohlsein bemerkt
  • der Teil, der in den Gehörgang geht, muss nicht mit den Fingern bearbeitet werden (verringert die Infektionsgefahr)
  • erfordert eine regelmäßige und sorgsame Reinigung
  • erfordert eine Ohrabdrucknahme durch einen Experten (eine schlechte Ohrabdruckqualität verringert stark die Wirksamkeit des Gehörschutzes)

Arbeitsumgebung und körperliche Beanspruchung

Einige Beispiele für mögliche Hindernisse:

Hindernisse Zu formende Stöpsel Vorgeformte Stöpsel Bügelgehörschutz Gehörschutz-Otoplastik (im Gehörgang sitzend)
Gesenkter Kopf ND* ND* ND*  
Lange Haare, Bart        
Brillenträger        
Raumtemperatur > 25°C        
Bereich mit hoher Luftfeuchtigkeit        
Gesichtsschutz        
Haube        
Schutzhelm        
Atemschutzgeräte        
Sehr enger Gehörgang        
Kommunikationsbedarf (Sprache, Tel.)        
Diskretion        
Sporadischer Bedarf an Gehörschutz        
Hindernisse Gehörschutz-Otoplastik (im Gehörgang sitzend) mit gleichwertiger Dämmung Gehörschutz-Otoplastik (in der Ohrmuschel sitzend) Kapselgehörschutz Kapselgehörschutz für Schutzhelm
Gesenkter Kopf     ND* ND*
Lange Haare, Bart        
Brillenträger        
Raumtemperatur > 25°C        
Bereich mit hoher Luftfeuchtigkeit        
Gesichtsschutz        
Haube        
Schutzhelm        
Atemschutzgeräte        
Sehr enger Gehörgang        
Kommunikationsbedarf (Sprache, Tel.)        
Diskretion        
Sporadischer Bedarf an Gehörschutz        
Hindernisse Zu formende Stöpsel Vorgeformte Stöpsel Bügelgehörschutz Gehörschutz-Otoplastik (im Gehörgang sitzend) Gehörschutz-Otoplastik (im Gehörgang sitzend) mit gleichwertiger Dämmung Gehörschutz-Otoplastik (in der Ohrmuschel sitzend) Kapselgehörschutz Kapselgehörschutz für Schutzhelm
Gesenkter Kopf ND* ND* ND*       ND* ND*
Lange Haare, Bart                
Brillenträger                
Raumtemperatur > 25°C                
Bereich mit hoher Luftfeuchtigkeit                
Gesichtsschutz                
Haube                
Schutzhelm                
Atemschutzgeräte                
Sehr enger Gehörgang                
Kommunikationsbedarf (Sprache, Tel.)                
Diskretion                
Sporadischer Bedarf an Gehörschutz                

Hindernisse, die bei dem getragenen Gehörschutz des Benutzers bzgl. seines Umfelds, seines Gehörs etc. entstehen können.

Es ist wichtig, darauf zu achten, dass wenn andere Ausrüstungen, die für die Ausübung der Tätigkeit notwendig sind oder der Sicherheit dienen, die Leistung des getragenen Gehörschutzes verringern können. Des Weiteren müssen die physischen Besonderheiten des Benutzers (Bart, lange Haare, Brillenträger etc.), sowie die Bedürfnisse des Benutzers, die mit seiner Tätigkeit einhergehen (Kommunikation, Diskretion etc.) bei der Auswahl eines persönlichen Gehörschutzes berücksichtigt werden.

Medizinische Auffälligkeiten

Bevor ein persönlicher Gehörschutz ausgewählt wird, ist es wichtig, zu erfahren, ob der Mitarbeiter an Ohrproblemen leidet bzw. gelitten hat, wie z.B. Entzündung des Gehörgangs, Ohrenschmerzen, Ohrenschmalzfluss oder Hörverlust.

Im Fall eines Hörverlustes (Hördefizit bei 4000 Hz beispielweise) kann ein Gehörschutz mit gleichwertiger Dämmung die richtige Lösung sein.